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Wenn sich die Kunst neuer Medien bedient, kann sie sich ganz neue Wirkungs-
felder eröffnen und neue Ausdrucksmöglichkeiten erschließen. Sie gerät damit
aber auch zugleich in eine starke Abhängigkeit von der Technik. Die Technik
rückt mit ihren spezifischen Eigenschaften in eine ganz entscheidende, zentrale
Position und die Bewältigung und Beherrschung ihrer Probleme wird eine
wesentliche Voraussetzung der Gestaltung des Kunstwerks. Die Technik wird
damit ein wichtiger Teil des Kunstwerks selbst, da sie gewissermaßen die
Grundlage bildet, auf der sich das Kunstwerk als eigenständiges Phänomen erst
entwickeln und seine Wirkung entfalten kann.
Besonders gut sichtbar ist dieser Sachverhalt in den künstlerischen Arbeiten von Sabine Schäfer, denn sie wären wohl kaum in dieser Form ohne die von Sukandar Kartadinata geschaffenen technischen Einrichtungen und Hilfsmittel realisierbar. Ganz sicher war eine gewisse Technik schon immer Voraussetzung der künstlerischen Realisierung und damit des künstlerischen Ausdrucks. Gerade in der Musik ist dieser Sachverhalt ja evident. Aber durch die modernen elektronischen Technologien, insbesondere diejenigen der Informatik, erhält die Abhängigkeit der künstlerischen Realisierung von der ihr zugrundeliegenden Technik eine ganz neue Dimension und eine ganz neue Qualität. Die Technik gelangt in eine ganz enge Beziehung zum Kunstwerk an sich und befruchtet dessen Entwicklung ebenso wie sie selbst durch diese Verbindung befruchtet wird. Neue Dinge entstehen dadurch nicht nur auf der künstlerischen, sondern ebenso auch auf der technischen Seite. Man kann es deshalb als einen ausgesprochenen Glücksfall betrachten, daß Sabine Schäfer in Sukandar Kartadinata einen Helfer und Informatik-Partner gefunden hat, der nicht nur die technische Seite voll beherrscht - ja vielleicht auch manchmal voll von ihr beherrscht wird - sondern der zugleich auch noch einen beträchtlichen Sinn für die künstlerische Arbeit mit ihren besonderen Randbedingungen und Problemen besitzt. Er bringt jene Besessenheit mit, die Voraussetzung dafür ist, außergewöhnliche Dinge zu schaffen. Die von ihm mit Unterstützung des Instituts für Rechnerentwurf und Fehlertoleranz der Universität Karlsruhe sowie mit Hilfe des ZKM entwickelten Geräte, deren wichtigstes, den "Topoph 24", er selbst hier ausführlicher in einem eigenen Artikel vorstellt, sind ein sehr schönes Beispiel für dieses notwendige Wechselspiel zwischen Kunst und Technik, das Voraussetzung besonderer künstlerischer Leistungen ist. Erst durch die spezielle Hard- und Software wird die künstlerische Arbeit realisierbar, aber auch erst durch die künstlerische Idee entsteht die entsprechend gestaltete Hard- und Software. Erst durch den Dialog zwischen der Komponistin und dem technischen Informatiker entwickeln sich ganz neue, besondere Geräte und Hilfsmittel und schaffen Arbeitsbedingungen für die Realisierung eines Kunstwerks. Die kreative Kooperation ist zugleich auch ein erfreuliches Beispiel dafür, wie durch ganz unterschiedliche Einrichtungen - hier die Universität und dort das ZKM - ein Umfeld geschaffen werden kann, in dem sich besondere künstlerische Ideen in einer adäquaten Weise entfalten können. Es ist dabei besonders schön, daß diese Unterstützung und Zusammenarbeit auf die Rolle des Interfakultativen Instituts für Angewandte Kulturwissenschaft als Katalysator zurückgeht, das die Arbeiten von Sabine Schäfer und Sukandar Kartadinata schon in den frühen Entwicklungsphasen anerkannt und gefördert hat.
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