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Beim Topoph24 handelt es sich um ein computergesteuertes Mischpult
in Hybridtechnik, was bedeutet, daß seine Steuerung digital ausgelegt
ist, während die Audio-Signale analog belassen und über VCAs (VCA =
Voltage Controlled Amplifier) in ihrer Lautstärke geregelt werden. Der
Topoph24 unterscheidet sich in einigen wesentlichen Merkmalen von
marktüblichen Modellen, da er den speziellen Anforderungen des
Projektes TopoPhonien entsprechend entwickelt und gebaut wurde.
Anstatt viele Eingangssignale zu wenigen Ausgangssignalen zusammenzumischen, muß der Topoph24 genau umgekehrt eher wenige Eingangssignale auf viele Ausgänge verteilen, weshalb man in Analogie auch eher von einem "Verteilpult" oder Raumklangverteiler sprechen muß. Hierbei muß jede mögliche Verbindung zwischen einem Eingang und einem Ausgang nicht nur schaltbar, sondern getrennt regelbar sein, ein Feature, das nur wenige andere Geräte zur Verfügung stellen. Desweiteren ist die Möglichkeit einer synchronen Ansteuerung von Klangerzeugung und Klangverteilung von entscheidender Bedeutung, was beim Topoph24 durch die Verwendung der genormten Schnittstelle MIDI gewährleistet wird. Er unterscheidet sich damit von einigen anderen Raumklangverteilern, die mit manuellen oder nicht genormten Steuerungen ausgestattet sind und hauptsächlich für live-elektronische Anwendungen konzipiert wurden. Der Topoph24 verfügt über mehrere Ebenen der Steuerung, was sich auch im Setup durch die Verwendung dreier Computer widerspiegelt. Auf unterster Ebene sorgt Computer C für die regelmäßige Neuberechnung und Übermittlung der aktuellen Pegel an das Mischpult, was ca. alle 10 Millisekunden stattfindet, um schnelle Bewegungsverläufe zu ermöglichen. Er erhält seinerseits Informationen von Computer B darüber, welcher Lautsprecher welchen Klang in welchem Zeitraum mit welchem Lautstärkeverlauf abstrahlen soll. Diese Informationen, sogenannte Fade-Prozesse, berechnet Computer B anhand speziell entwickelter Algorithmen aus einer einzelnen, mächtigen Anweisung, wie z.B.: "erzeuge Kreisbewegung über die Lautsprecher Nr. 2 ,4, 6, 13 ,11 und 7 mit der Geschwindigkeit 25, einem Verschränkungsgrad von 3.5 und der Lautstärke 90". Dies erspart der Komponistin umfangreiche und mühsame Berechnungen, deren Ergebnisse zudem in hohem Maße unflexibel wären. Da außerdem die Parameter dieser Algorithmen zu jedem Zeitpunkt veränderbar sind, ist die Realisierung oben erwähnter live-elektronischer Anwendungen ohne weiteres möglich. Eine weitere Erleichterung ergibt sich dadurch, daß diese Anweisungen von jedem MIDI-fähigen Programm, insbesondere von jedem Sequenzer übertragen werden können, wodurch es der Komponistin ermöglicht wird, ihre gewohnte Arbeitsumgebung beizubehalten. Dies beschreibt die für die Realisierung eines solchen Projektes notwendige Arbeitsweise besonders treffend : Das Schaffen von Schnittstellen zwischen den Bedingtheiten der Hard- und Software und den Arbeitstechniken der Komponistin.
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