hauptverzeichnis die klanginstallationen topophonicspheres |
Wenn man die Aufgabe hat, für eine dreidimensionale Klanginstallation
eine Lichtinszenierung zu erstellen, muß man verschiedenes beachten.
Zunächst einmal muß man, darauf weist auch Sabine Schäfer hin, einen
Unterschied machen zwischen einer Installation, in der sich eine gewisse
Anzahl von Besuchern frei bewegen kann (einer sogenannten begehbaren
Installation) und einer Installation für ein Publikum, das sich an einer
festen Position befindet (d.h. einer konzertanten Installation). Die
Entscheidung darüber fällt entweder der Komponist, oder aber sie ist durch
den Aufführungsort vorgegeben. Sowohl letzterer, der Konferenzraum des
Deutschen Hygienemuseums in Dresden, wie auch der Charakter der
Konferenz selbst sprachen eindeutig für eine konzertante Form der
Komposition TopoPhonic Spheres. Zweitens muß man bei der
Lichtinszenierung den Charakter der Musik berücksichtigen. Zwar war ich
mir darüber im Klaren, daß ich nicht eine Bilderwelt schaffen wollte,
welche die Musik wie ein konventioneller Videoclip begleitete, aber es
wäre dennoch unsinnig gewesen, die Stimmung der Komposition
vollkommen außer acht zu lassen.
Doch in diesem speziellen Fall erwies sich die Form des Videoclips, genauer gesagt (in Übereinstimmung mit dem Aufbau der Komposition) dreier verschiedener Videoclips, als die einzig greifbare Lösung für die Gestaltung des Raumes. Ich wollte die treffendsten Bilder für die Stimmung der Musik finden, ohne mit diesen Bildern eine eigene Geschichte zu erzählen. Dazu erschien es mir am besten, mir die Musik anzuhören, eine Kamera in die Hand zu nehmen und anzufangen. Das heißt, die Aufnahmen entstanden größtenteils, nachdem die Musik bereits vorlag. Eine Woche brachte ich im Institut für Bildmedien des ZKM in Karlsruhe damit zu, Material zu filmen und zu bearbeiten. Am Ende stand ein dreißigminütiges, in drei Abschnitte unterteiltes Video, in denen ich die drei Teile der Komposition so abbildete, wie ich sie empfand. Beim ersten Teil handelt es sich um eine Nahaufnahme von Wasser, das auf eine Schleuse zufließt. Die einzige Bewegung im Bild liefert die Bewegung der Wellen und schließlich ihr Sturz über die Schleuse. Im ganzen Clip treten immer wieder Spuren von Video-Feedback auf, die auf das hinweisen, was sich unter der sichtbaren Oberfläche abspielt. Die Musik des zweiten Teils ist von einer eher erzählerischen Stimmung geprägt; sie berichtet von der Stadt Dresden und ihrer traurigen Geschichte. Auch der begleitende Videoclip bezieht sich auf die Schönheit Dresdens vor dem Krieg und die Feuersbrunst, welche die Stadt zum größten Teil zerstörte. Die Kameraführung folgt hier nicht einem bestimmten Konzept. Ich habe historisches Material ebenso verwendet wie Ausschnitte aus zeitgenössischen Filmen, außerdem auch eigene Aufnahmen. Ein digital erstelltes Feuer kennzeichnet den Übergang zwischen den einzelnen Szenen. Der dritte Teil baut sich auf einer strengen Bewegungsfolge auf. Die Kamera ist von einem Platz unter einem Baum aus in den Himmel gerichtet; sie dreht sich ständig um 360°. Daraus entsteht eine verwirrende Bilderwelt, eine sich ständig drehende grünliche Spirale, die sich über Video-Feedback immer wieder selbst aufnimmt. (Beim Video-Feedback handelt es sich übrigens um den Effekt, der entsteht, wenn die Kamera die Bilder, die im Monitor erscheinen, gleichzeitig schon wieder filmt, ähnlich der ins Unendliche reichenden Reflektionen, die in zwei sich gegenüberstehenden Spiegeln entstehen). Somit kann man sagen, daß alle drei Abschnitte sich auf jeweils eines der vier klassischen Elemente konzentrieren: Der erste Teil beschäftigt sich mit Wasser, der zweite mit Feuer und der dritte zeigt den Himmel (die Luft). Natürlich stellten sich diese Themen während der Arbeit an den Filmaufnahmen, das heißt zu einem Zeitpunkt, als die Musik bereits vorlag. Somit sind die Verbindungen zur Thematik der Komposition rein assoziativ und von meiner Seite aus willkürlich. Schließlich wurden diese drei Clips auf einen festinstallierten Bildschirm im vorderen Teil des Konferenzraums projiziert. Hinzu kamen zwei weitere Projektionen auf die Wände links und rechts des Publikums. Diese Projektionen zeigten entweder abstrakte Computergraphik- Interpretationen der oben aufgeführten "Hauptthemen" oder nahmen lediglich das in der Mitte stehende Bild wieder auf. |