Der Raumklang-Lichtraum-Mikrokosmos der Tierwelt und Natur


Im Mittelpunkt der Mikroklang-LED-Lichtkunst des Künstleratelies <SA/JO> steht die Wahrnehmung der „klingend-leuchtenden“ Natur, die phantastische Welt der im Innern der Tierstimmen und des Lichts verborgenen Klang-, Farb- und Raum-Mikrokosmen.
Die Medienkünstlerin gewinnt ihre künstlerisch-akustisch-visuellen Basismaterialien ausschließlich aus der Tierwelt und Natur und schafft damit eine Raumklang-Farblicht-Kunst, die u. a. von den „Ursprüngen“ des Klangs auf der Erde kündet. Der Besucher lauscht in licht- und farbdurchfluteten „Ereignis-Sphären“ den artifiziell inszenierten „Raum-Klang-Mikroskopien“ und findet auf diese Weise auch im weitesten Sinne, zur Beschäftigung mit der Natur an sich. …“ weiter

Prof. Dr. h.c. Peter Weibel, 2009
Kurator, Künstler, Medientheoretiker und Vorstand des ZKM Karlsruhe


„… Krebs und Schäfer sind die Hookes [Robert Hooke, 1635-1702] der Klang- Licht-Kunst … Die klassische Ästhetik als Theorie der Wahrnehmung und Theorie der Kunst hat sich sozusagen auf Oberflächen beschränkt, auf das, was wir mit unserem Auge sehen, das was wir mit unseren Ohren hören. Mittlerweile haben wir aber Instrumente erfunden, Apparate, eine Technologie, die weit unter diese Oberflächen dringt, die wir mit unseren natürlichen Sinnesorganen wahrnehmen können. Und es ist diesen beiden Künstlern, Schäfer und Krebs, gelungen, in der Tat eben hier diese ästhetischen Momente herauszuretten. Sie liefern akustische Mikroskope, mit denen wir neue Klangwelten und neue Bildwelten wahrnehmen können. …“ weiter

Julia Gerlach, 2009
Musikwissenschaftlerin, Journalistin, Kulturmanagerin


„…Das im Feld der Klangkunst seit Langem bekannte Künstlerduo <SA/JO> verbindet hier [in „MicroSonical Shining Biosphers No.1“] erstmalig ihre mikroskopische Raum-Klangarbeit mit einer vergleichbar im Detail formbaren Lichttechnik: In einem Halbrund hängen quadratische LED-Licht- Platten von der Decke. In den sich nach außen hin vergrößernden Abständen zwischen den Platten bildet sich die zunehmende Auflösung des Blickfelds an den Rändern des Auges ab, in der Mitte sind mehrere Platten als Fokus des Sehfeldes zu einer größeren Fläche verschmolzen. Die LED-Platten, die sonst für Werbung oder Großprojektionen eingesetzt werden, zeichnen sich durch eine weite Rasterung aus, eine Pixelung, die dem Künstlerpaar die Möglichkeit bietet, ihren mikroskopischen Ansatz im Auditiven, den sie in den vergangenen gut zehn Jahren verfeinert haben, auf die visuelle Ebene zu übertragen. Die LED-Elemente bilden zudem eine horizontale Ebene aus, die wiederum das Gefühl von Weite und Raum erzeugt und zugleich durch die Schmalheit des Bandes neben der Mikroskopierung eine weitere Abstraktion vom konkreten Bild leistet. ….“ weiter

Daniel S. Margulies, 2009
Neurowissenschaftler, Künstler und Mitglied der „Association of Neuroesthetics“


Paul Klee: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“
„…Ich weiß, dass Sabine Schäfer und Joachim Krebs sich gern auf Paul Klees Aussage beziehen, die Kunst reproduziere keineswegs das Sichtbare, sie mache vielmehr die Dinge überhaupt erst sichtbar – ein Konzept, das sich leicht auch auf die Wissenschaft übertragen lässt. Und so leistet ihre Vorgehensweise, die Raum-Sonomikroskopie, uns einen wertvollen Dienst, indem sie das hörbar macht, was zuvor unhörbar, aber schon vorhanden war, in einem Prozess, auf den sie den Deleuzeschen Terminus der Molekularisierung anwenden: Dem Versuch, tiefer einzudringen und die Elemente, die Grundelemente des Klangs zutage zu fördern, den Klang zu desubjektivieren, gleichzeitig aber keine allgemeingültige Abstraktion und keine Theorie aufzustellen, denn, so sagen sie, die konkrete Inhaltsmaterie löst sich mehr und mehr auf und verwandelt sich in abstrakte Ausdrucksmaterie….“ weiter

Dr. Hanno Ehrler, 2007
Rundfunkproduzent und freier Journalist (Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Ethnologie)


„…So sind die Naturklänge im Verständnis des Künstlerpaars jenseits musikalischer Traditionen angesiedelt und unterscheiden sich dadurch fundamental von den üblichen „musikalischen“, vom Menschen erzeugten Klängen, seien es instrumentale oder elektronische. Sie entziehen sich musikalischen Traditionen, einer musikgeschichtlichen Eingebundenheit, die jedem anderen Klangmaterial anhaftet. Sabine Schäfer und Joachim Krebs schreiben den Naturklängen einen „über alle politisch-kulturellen Grenzen hinausweisenden, universellen Charakter“ zu. …“ weiter

<SA/JO>, 2006
Essay „Deleuze und der Sampler als Audio-Mikroskop“


„…„Der eigentlich musikalische Inhalt der Musik wird von Arten des Frau- Werdens, Kind-Werdens und Tier-Werdens durchlaufen, aber durch alle möglichen Einflüsse, die auch mit den Instrumenten zu tun haben, tendiert er immer stärker dazu, molekular zu werden, und zwar in einer Art von kosmischem Geplätscher, bei dem das Unhörbare hörbar wird und das Unwahrnehmbare als solches erscheint: nicht mehr der Singvogel, sondern das Klang-Molekül.“ (G.Deleuze/F.Guattari: „Tausend Plateaus“, 1980) …“ weiter

Dr. Annette Hünnekens, 2005
Medienkunstwissenschaftlerin, freie Journalistin


„…Die Vergrößerung erlaubt die Hörbarkeit der reinen, klanglichen Prozesse gleich einer Fahrt durch ein fraktales Klanggebilde und seiner unendlichen strukturellen Ähnlichkeiten. … Die Fremdheit und Vertrautheit der Klangfarben vermitteln dabei den Eindruck universaler Laute, die überall auf der Erde gleich „verstanden“ werden können, sie sind folglich transverbal und trankskulturell zugleich. … Vor allem die Klangmikroskopierung, die extreme Vergrößerung des Klanges, bewirkt eine stärkere Objektivierung desselben. Folglich entfernen sich die Klänge sukzessive von semantischen Bedeutungszuweisungen und wandeln sich zu stark imaginativen Impulsgebern subjektiver Phantasie. …“ weiter

Dr. John Dack, 2004
Musikwissenschaftler, Middlesex University London


„…Während einer wichtigen Phase in der Werkproduktion, in der das vorgefundene Klangmaterial untersucht wird, wird die innere Struktur der Klänge mittels des Digital-Samplers erforscht (ein Prozess, den das Künstlerpaar "EndoSonoSkopie" nennt), um das innere (Klang-)Gefüge mit seinen mikroskopischen Feinstrukturen hörbar zu machen. Dieses daraus entwickelte Klangvokabular initiiert eine Reihe von subtilen Diskursen zwischen den sich im ständigen Übergang befindlichen Klängen der RaumklangInstallationen und den inneren psychologischen Räumen des Besuchers. Ereignisse und Erinnerungen werden wachgerufen, die zwischen Bekanntem und Unbekanntem changieren. …“ weiter

Klangbeispiele aus TopoSonic Spheres

 

 

 

 

Künstlerkatalog “TopoSonic Arts“


Kehrer Verlag Heidelberg, 2007
Dokumentation der Arbeiten des Künstlerduos von 1997 bis 2006
mit grundlegenden Texten zu Ästhetik und Philosophie
Beilagen-CD: Feature über das Künstlerpaar von Dr. phil. Hanno Ehrler, Sendung
des Deutschlandfunks (DLF) „Atelier Neue Musik“ vom 18.8.2007
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